Vortrag: 500 Jahre Bauernkrieg

Zum Vortragsthema 500 Jahre Bauernkrieg referierte Jürgen Groger aus Hattorf am 18. September im Museum im Ritterhaus beim Heimat- und Geschichtsverein Osterode.

Nach einer kurzen Übersicht über die geografischen, politischen und sozialen Verhältnisse im Deutschen Reich zur Reformationszeit wurde die prekäre Lage der Bauern eingehend erläutert.

 

Die deutschen Lande sind in dieser Zeit Schauplatz eines Aufruhrs ungeahnten Ausmaßes. Zehntausende Bauern, aber auch Bürger und Bergleute, haben sich in weiten Teilen des Reiches, von den Alpen bis an den Neckar und von Thüringen bis ins Elsass, zusammengeschlossen, um sich gegen ihre weltlichen und geistlichen Herren zu erheben. Was als lokale Proteste begann, ist zu einem Flächenbrand geworden, der die bestehende Ordnung fundamental infrage stellt.

 

Die Gründe für den Ausbruch der Gewalt sind vielfältig und tief in der Gesellschaft verwurzelt. Die Bauern, die das Rückgrat der ständischen Ordnung bilden, leiden seit Generationen unter einer kaum tragbaren Last aus Abgaben, Frondiensten und Willkür ihrer Grundherren. Die sogenannte „Leibeigenschaft“ drückt sie wirtschaftlich und persönlich in eine ausweglose Lage.

 

Hinzu kommt der Beginn der Reformation die Martin Luther mit seinen 95 Thesen entfacht hat. Seine Idee vom „Priestertum aller Gläubigen“ und die Forderung, sich allein auf die Heilige Schrift zu berufen, haben auch unter der Landbevölkerung Widerhall gefunden. Wenn jeder Christ seinen Glauben ohne die Vermittlung einer oft als korrupt empfundenen Kirche leben kann, warum, so fragen viele, soll dann die weltliche Ordnung gottgegeben und unveränderlich sein?

 

Ihren deutlichsten Ausdruck fanden die Forderungen der Bauern in den „Zwölf Artikeln“ die in Memmingen veröffentlicht wurden. Dieses Dokument, das in Windeseile in Verbreitung fand, ist bemerkenswert gemäßigt und fromm. Die Bauern fordern darin nicht die Abschaffung der Obrigkeit, sondern eine Begrenzung ihrer Macht: Sie wollen das Recht, ihre Pfarrer selbst zu wählen, die Abschaffung der Leibeigenschaft, faire Abgaben, den Wiederherhalt alter Gemeinderechte und die Abschaffung willkürlicher Strafen.

 

Die Antwort der Herren fiel jedoch drastisch aus. Zunächst überrumpelt, haben die Fürsten des Schwäbischen Bundes und andere Territorialherren ihre Truppen zusammengezogen. Unter der Führung von Truchsess Georg von Waldburg-Zeil, schlagen sie die Aufständischen mit überlegener Militärkraft und brutaler Härte nieder.

 

Die entscheidende Schlacht tobte bei Frankenhausen in Thüringen. Dort traf ein Heer aufständischer Bauern, angeführt vom radikalen Prediger Thomas Müntzer, auf die fürstlichen Truppen von Philipp von Hessen und Georg von Sachsen. Müntzer, der im Gegensatz zu den Verfassern der Zwölf Artikel einen apokalyptischen Kreuzzug predigte, konnte der Disziplin und Feuerkraft des fürstlichen Heeres nichts entgegensetzen. Die Niederlage war vernichtend. Etwa 6.000 Hunderte Bauern verloren dabei ihr Leben, Müntzer wurde gefangen genommen und hingerichtet.

 

Die gesamten Verluste an Menschenleben der Bauern belaufen sich auf etwa 100.000, die Überlebenden Aufständischen fielen in Reichsacht und verloren damit alle ihre staatsbürgerlichen, privaten und Lehensrechte und waren damit vogelfrei.

Zum Schluss ging Jürgen Groger noch auf die wirtschaftlichen Folgen des verlorenen Bauernkrieges ein die sich in der Vernichtung von Dörfern, Höfen und Ernten sowie in Produktionsausfällen widerspiegelten. Besonders schwierig gestaltete sich der Wiederaufbau der Infrastruktur, der Wiederbeschaffung von Vieh. Dazu kommt der demografische Faktor, der den Verlust der Menschen verdeutlicht. Damit waren die Bauern eindeutig Verlierer dieses Aufstandes. Gewinner dagegen die Fürsten, die mit Abgabenerhöhung, Machterweiterung und Festigung ihrer wirtschaftlichen Grundlage reagierten.

 

Jürgen Groger beendete seinen Vortrag mit der Aussage: die Bauern kämpften für eine gerechtere Welt und scheiterten kläglich. Ihr Versuch sollte in einem blutigen Fiasko enden. Die Bauern haben für etwas gekämpft, was heute mit uns zu tun hat. Sie haben gekämpft für Teilhabe und Mitbestimmung und Freiheit. Das sind die Grundlagen unserer heutigen Demokratie.