Gedenken an die Todesmärsche vor 80 Jahren

Anlässlich des 80. Jahrestags der Südharzer Todesmärsche und KZ-Evakuierungen luden die Arbeitsgemeinschaft Spurensuche in der Südharzregion, der Heimat- und Geschichtsverein Osterode und die Spurensuche Harzregion am 8. April 2025 zu einer Veranstaltung am Gedenkstein beim ehemaligen Südbahnhof Osterode ein. Nach einer Gedenkminute an die Opfer erläuterte Herr Firouz Vladi hier den zahlreichen Anwesenden, die Ereignisse in den ersten Apriltagen des Jahres 1945. Allein im südlichen und westlichen Harzvorland wurden damals aus dem KZ Mittelbau-Dora sowie seinen zahlreichen Außenlagern zwischen Osterode und Sangerhausen über 40.000 KZ-Häftlinge nach Nordwesten in Marsch gesetzt. Vier Wochen später, bei Kriegsende, waren gut ein Viertel davon tot. Sie waren unterwegs verhungert, verdurstet, erstickt, erschlagen, erschossen, bei lebendigem Leibe verbrannt oder an Krankheiten (vor allem an Typhus) gestorben. Auf dem mit 34 Kilometer größten dieser Gewaltmärsche überquerten ca. 3.500 Häftlinge aus dem KZ Mittelbau-Dora am 8. April 1945 den Harz von Osterode nach Oker. Vier Tage vorher waren ca. 450 Häftlinge des KZ Gandersheim zu einem Marsch über Bad Grund und Clausthal-Zellerfeld in Richtung Wernigerode aufgebrochen, wo die Überlebenden am 7. April ankamen. Wernigerode war auch das Ziel des Gewaltmarsches von 800 noch „gehfähigen“ Häftlingen der 1.150 Mann umfassenden III. SS-Baubrigade. Sehr eindringlich beschrieb er die Willkür, Qualen und Tod, denen die Häftlinge während der Märsche und Bahntransporte ausgesetzt waren. Auch das Verhalten einiger Zivilisten, die die Märsche beobachteten, wurde geschildert: Hier gab es einerseits hasserfüllte Reaktionen, während andere versuchten, Hilfe zu leisten. Nach dem Krieg wurden die Erinnerungen an diese Ereignisse in einigen Zeitzeugenberichten, u.a. von André Mouton, Aimé Bonifas, Albert van Dijk und Marcel Orset, festgehalten. Im Anschluss an die Ausführungen von Herrn Vladi, die von Herrn Dr. Friedhart Knolle ergänzt wurden, richtete noch der Fraktionsvorsitzende der SPD Osterode, Herr Jörg Hüddersen, einige Worte des Gedenkens an die Anwesenden.


Herr Firouz Vladi stellte anschließend noch die fünfte Neuauflage der Broschüre “Das Wegzeichenprojekt Westharz und der Marsch des Lebens“ vor. Diese Broschüre ist erhältlich im Buchhandel unter ISBN 978-3-86948-021-6


Weitere Literatur zu diesem Thema ist auch beim Heimat- und Geschichtsverein Osterode erhältlich:
Das Kriegsende in Osterode am Harz – April 1945 (Ekkehard Eder)
Die NS-Zeit in Osterode am Harz 1933 bis 1945 (Heike Grobis)